"50 Engagierten für BfdWelt"
Heidi Janina Stiewink, Deutschland - Mitglied der Gruppe „Tikato“

Deutschland. „Ohne sie, wäre mein weiteres Leben anders verlaufen“, sagt Stiewink heute nachdenklich. Sie sitzt in ihrem Büro in Wetzlar; in einem Korb in der Ecke des Raumes stapeln sich kleine Päckchen mit getrockneten Mangos aus Burkina Faso. Stiewink verkauft diese zusammen mit ihren Mitstreitern ihrer Gruppe „Tikato“ auf dem Markt. Vom Erlös werden Schulen in Burkina Faso unterstützt.

Doch das ist nur eine der Aktionen, die sich aus dem ergeben haben, was vor 30 Jahren begann. Eine schlimme Hungersnot nach einer lang anhaltenden Dürre bedrohte damals Burkina Faso. „Brot für die Welt“ begann eine Sammlung und bat auch den damaligen Sozialsekretär der Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar um Unterstützung für einen Staudammbau. Gemeinsam mit dem Entwicklungshilfebüro der evangelischen Kirchen und dank der tatkräftigen Hilfe aus Wetzlar konnte „Brot für die Welt“ den Staudamm finanzieren. Aus der erfolgreichen Sammlung entstand in Wetzlar die Gruppe „Tikato“, ein Zusammenschluss Ehrenamtlicher, der sich weiterhin um die Menschen im gleichnamigen Dorf sorgt.

Stiewink selbst reiste 1981 zum ersten Mal nach Burkina Faso, nichts ahnend, dass diese Reise ihr Leben verändern wird. Die Menschen dort und ihr Wille zur Veränderung haben Stiewink so sehr beeindruckt, dass sie seither unermüdlich zusammen mit der Gruppe Tikato für Burkina Faso wirbelt: Vorträge an Schulen, öffentliche Veranstaltungen und ein regelmäßiger „Brückenschlag“, bei dem auf der idyllischen Alten Lahnbrücke Geld für Burkina Faso gesammelt wird

Mit 64 Jahren ist Stiewink heute die Jüngste im zwölfköpfigen Leitungsteam von Tikato. Die Gruppe hat mit Nachwuchsprobleme zu kämpfen, doch eine Studienreise 2009 soll Abhilfe schaffen. Katharina Graben, 15, wird an dieser Reise teilnehmen. Stiewink erzählt der Schülerin, was sie auf der Reise in einem Jahr erleben wird: Übernachtungen unter dem afrikanischen Sternenhimmel, Projektbesichtigungen, „und ein ganz besonderes Volk kennen lernen.“ Sie sagt das mit einer geheimnisvollen Stimme. „Natürlich warten auch Strapazen auf dich“, warnt sie dann, etwas strenger. „Das ist es wert“, antwortet die Schülerin und strahlt.
Von Eva Wolfangel


Beeindruckende Herzlichkeit
Interview

Frau Stiewink, Sie haben bei Ihrer ersten Reise nach Burkina Faso eine Freundin gefunden. Seither sind Sie unermüdlich aktiv, um Spenden zu sammeln und Burkina Faso in Ihrer Heimat bekannt zu machen. Glauben Sie, dass persönliche Betroffenheit der Schlüssel zum Engagement ist?

Im Allgemeinen vielleicht nicht, aber wenn man einmal Beziehungen geknüpft hat mit Menschen, lässt einen das viel weniger los. So ein Schicksal berührt. Es gibt Dinge, die würde ein Tourist nie kennen lernen. Man kommt in Dörfer und in Familien, man lernt das Leben dort kennen – mit allem Glanz, aber auch mit den dunklen Seiten.

Ihre Gruppe Tikato macht seit 30 Jahren auf die Lage in Burkina Faso aufmerksam. Jetzt gibt es Nachwuchsprobleme. Woran liegt das?

Trotz der Globalisierung konzentrieren sich die Menschen in Deutschland immer mehr auf sich selbst. Kinder sind als Schüler einem großen Druck ausgesetzt, sie müssen viel lernen. Sie konzentrieren sich früh auf die Berufswahl und es bleiben kaum Freiräume für andere Tätigkeiten. Zudem wird in der Schule nicht genug dafür getan, um den Blick nach außen zu richten. Afrika erscheint da vielleicht als ein Land des Hungers, des Elends und der Kriege. Die tieferen Hintergründe können aber nur Lehrer vermitteln, die ein Herz dafür haben. Deshalb gehen wir ja auch als Referenten in Schulen.

Sie arbeiten seit vielen Jahren als Aktionsgruppe für „Brot für die Welt“. Wieso haben Sie sich für diesen Partner entschieden?

Für uns als kirchliche Institution sind beide Schwerpunkte von „Brot für die Welt“ und der „Diakonie Katastrophenhilfe“ wichtig: Auf der einen Seite die Katastrophenhilfe, weil Katastrophen immer häufiger werden. Und auf der anderen Seite die Arbeit von „Brot für die Welt“ unter dem Slogan „Hilfe zur Selbsthilfe“. Für uns ist außerdem wichtig, dass wir den Betroffenen auf Augenhöhe begegnen und nicht von oben auf sie herabblicken. Auch diese Ziele verfolgt „Brot für die Welt“, weshalb wir gerne zusammenarbeiten.

Sie waren oft in Burkina Faso und in einigen anderen afrikanischen Ländern. Was können wir in Deutschland von den Menschen dort lernen?

Wir können lernen damit aufzuhören, auf hohem Niveau zu jammern. Wenn ich aus Burkina Faso zurückkomme, weiß ich wieder, wie gut es mir hier geht. Die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft sind für mich zudem Dinge, die wir von dort lernen können. Selbst wenn eine Familie nur ganz wenig besitzt, teilt sie mit ihren Gästen: Auch wenn sie nur drei Hühner hat, schenken sie dir eines zum Abschied. Teilen, Herzlichkeit und Gastfreundschaft – das können wir von den Menschen dort lernen.

Von Eva Wolfangel

Brückenschläge zwischen Wetzlar und Tikato
Portrait

Vor mehr als 25 Jahren standen sich in Burkina Faso zwei Frauen gegenüber und schauten sich lange in die Augen: Heidi Janina Stiewink, Mitglied einer Delegation aus Wetzlar, und Bernadette Marie Kabré, Mitarbeiterin im dortigen Erziehungsministerium. Für die beiden jungen Frauen war es ihre erste nahe Begegnung mit einer so fremden Kultur. Es muss einer jener seltenen magischen Momente im Leben gewesen sein, in denen sich etwas Großes bewegt und den außen Stehende nicht wahrnehmen können.

Die Freundinnen haben bis heute viel zusammen erlebt. Stiewink war seit ihrer ersten Reise oft in Tikato, Bernadette Kabré hin und wieder zum Gegenbesuch in

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Evangelischer Kirchenkreis Braunfels - Arbeitskreis Brot für die Welt - TIKATO - Fon: 06441/4009-13 - Email: info@tikato-burkina-faso.de