Fairer Handel und Burkina Faso

Seit vielen Jahren unterstützt der Förderverein Dritte Welt und der Eine Welt-Laden in Asslar TIKATO-Projekte in Burkina Faso. Auf der Mitgliederversammlung des Vereins nahm der Vorsitzende Rüdiger Jankowski Stellung zu fairer Eine Welt-Arbeit, auch im Blick auf Burkina Faso.

Jahreshauptversammlung des Aßlarer Fördervereins 3. Welt e.V.
Am Freitag, 11.4.08 um 18 Uhr im Eine-Welt Laden, Aßlar

a) Jahresbericht des Vorsitzenden des Asslarer Förderverein 3.Welt e.V.

Liebe Mitglieder und Freunde der Eine-Welt Arbeit!

Fairer Handel - weltweit

22 Jahre Fairer Handel in Aßlar – 22 Jahre Aßlarer Förderverein 3. Welt mit Eine-Welt Laden, das sind gleichbedeutend viele Jahre Einsatz für eine Veränderung zu einer gerechteren Welt.

Die Wurzeln der Fairhandels-Bewegung liegen in den Weltläden, so auch in Aßlar. Wir haben mit unserer Arbeit entscheidend dazu beigetragen, den Fairen Handel  „gesellschaftsfähig“ zu machen und viele Menschen von der Qualität der Leistungen und Produkte zu überzeugen.

Die Globalisierung vernetzt die Märkte zunehmend und in rasantem Tempo. Dies bietet zwar auch den Entwicklungsländern Chancen, die armen Bevölkerungsgruppen profitieren meist aber kaum davon. Nur mit fairen Regeln für die Weltwirtschaft, für den Ressourcenverbrauch und mit fairen Preisen und Konditionen für die Produzenten kann die Globalisierung  gerecht und sozial gestaltet werden. Dafür setzen wir uns ein.

Manche Verbraucher haben erkannt (leider noch zu wenige), dass der Kauf fair gehandelter Produkte aus zertifizierten Produzentengenossenschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika ein wesentlicher persönlicher Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände in benachteiligten Länder ist. Während Besuchen bei Produzentenpartnern lassen sich die positiven Auswirkungen unserer täglichen selten leichten Arbeit erst erkennen. Vor Ort wird deutlich, dass z.B. schon wenige tausend Euro als Mehrpreiszahlung dazu führen, dass, wie bei unserem Bananenproduzenten Urocal, sanitäre und soziale Einrichtungen, wie auch Kindergarten und Schulbesuch ermöglicht werden.

Zudem wird in persönlichen Gesprächen klar, dass eine faire Handelsbeziehung nicht nur von einem besseren Preis an die Produzenten lebt – sondern von Langfristigkeit, fairen Konditionen , direkten Kontakten, Transparenz und Vertrauen, wie die Korb- und Mangoaktionen in Burkina Faso zeigen.

Vor allem die letzten Jahre zeigen uns, dass wir mit unserem Handeln erfolgreich nachhaltige Entwicklung schaffen – insbesondere mit unserem Schwerpunkt, der Förderung von Kleinbauerfamilien. (Verkauf von Bio Darjeeling-Tee).

Zusammen mit unseren Partnern engagiert sich der Aßlarer Förderverein 3. Welt weltweit für die Einhaltung elementarer Grundrechte und die Völkerverständigung.

Durch Unterschriftenaktionen, Artikeln in den örtlichen Medien, durch Vorträge. durch unser eigenes Vorbild und durch Direktkontakte zu Menschen in den Entwicklungsländern versuchen wir hier vor Ort unsere Ziele bewusst zu machen: Recht auf Nahrung, Zusammenarbeit verschiedener Religionsgemeinschaften, gesellschaftliche Akzeptanz von Minderheiten und Behinderten, die Förderung von Frauenrechten, Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung. Dazu hat unser Verein in Zusammenarbeit mit Freundeskreis, Kirche und kommunalen Gremien 2007 wieder Projekte in Burkina Faso und Tanzania unterstützt.

Mit der Staatenkonferenz in Rio 1992 begann ein Prozess der Bewusstseinsbildung, der seitdem weltweit Staaten, Länder und Kommunen zu sozialem Handeln mit globaler positiver Auswirkung aufrief. Auch das Thema soziale Gerechtigkeit spielt dabei eine immer größere Rolle. Mit der Einführung so genannter Agenda-Kaffees (Aßlar Kaffee) haben die Weltläden  ein einfaches und doch öffentlichkeitswirksames Konzept zur Veranschaulichung der globalen Vernetzung und eines Weges für mehr soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit vorgestellt. Viele Kommunen (leider noch nicht die Stadt Aßlar) haben diese Idee aufgegriffen.

Dabei ist z.B. im Allgäu eine besonders pfiffige Idee entstanden: Die Vermarktung von fair gehandeltem Bio-Kaffee aus Nicaragua in Verbindung mit regionaler Bio-Milch – ein globales Kaffeegeschenkset, für die Kaffeekooperative in Nicaragua schafft diese zusätzliche und regelmäßige Nachfrage verbesserte Einkommensmöglichkeiten und eine finanzielle Sicherheit, mit der sie ihren beispielhaften  und nachhaltigen Bio- Weg weiter ausbauen können. Auch erinnere ich an den Elisabeth Kaffee, den wir 2007 mit großem Erfolg verkaufen konnten. Ein lokales Ereignis, wie der Geburtstag der Hl. Elisabeth 1207, wird in Zusammenhang mit dem fairen Handel gebracht. So, wie Elisabeth niemals von den Armen abgepresste Lebensmittel zu sich nehmen wollte, sollte der Elisabethkaffee daran erinnern, dass wir den Produzenten faire Preise für ihre Produkte zahlen müssen.

Weltladen – Aßlar

Im Jahre 1986 fiel mit der Vereinsgründung auch der Startschuss für unseren damaligen Dritte-Welt Laden, zunächst in der ehemaligen Bäckerei Meister, später dann bis heute im ehemaligen Haushaltsgeschäft Daniel - Zipp.

Genau, wie in unserem ersten Domizil, mussten wir uns wegen Hausverkauf verkleinern und haben die Küche und den kleine Keller an die neuen Hausbesitzer abgeben müssen.

Nun haben wir die Küche  sozusagen vor Augen und dank tatkräftiger Hilfe auch einen gewissen Stauraum für unsere Waren. Größere Sachen konnten wir in der Zipp Garage deponieren-danke. Eine gute Einrichtung ist das Cafe Kabre`, benannt nach unserem Freund und Gründer des  von uns mit gesponserten Kindergartens Bethsaael in Burkina Faso, Michel Kabre`. Das Motto für unseren Laden heißt heute: fair, bio, sozial. Nach diesen Kriterien verkaufen wir. Im Food – Bereich immer mehr bio-zertifizierte Waren, im Non food Bereich Produkte, die fairen und sozialen Kriterien unterliegen, was im food Bereich natürlich auch gilt. Unser Laden beteiligt sich bei Veranstaltungen (Emmelius-Weihnachtsmarkt, Aktion Brückenschlag Wetzlar-Ouagadougou, Weltgebetstag, Stadtfest) mit einem Verkaufsstand. Kleine und etwas größere Notizblöcke wurden als Werbung für unsere Arbeit verteilt und sollen zum Kauf und Nachdenken anregen.

Da unser Laden gleichzeitig auch unser Vereinslokal ist, bieten wir hier Vorträge, Schulungen und  Erlebnisberichte für Mitarbeiter und Interessierte an. Bei größere Veranstaltungen, wie im Juli 2007 in Zusammenarbeit mit dem CVJM beim Besuch von  Bernadette Kabre und Michel Kabre` könne wir ins evangelische Gemeindehaus ausweichen.

 

Aussichten für den Fairen Handel

Was bringt die Zukunft für den fairen Handel? Werden mehr und mehr benachteiligte  Menschen in den Ländern des Südens davon profitieren? Welche werden die Zielgruppen sein? Werden große Wirtschaftsbetriebe den Fairen Handel  unterstützen, teilweise den Trend ausnutzen oder ihm komplett ablehnend gegenüberstehen?

Das sind Fragen, die uns zukünftig intensiver beschäftigen werden. Es gilt, neue Marketingstrategien aufzubauen, die es uns besser ermöglichen, alle selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass auch der Faire Handel wohl einen teilweise ähnlichen Weg, wie der Biohandel einschlagen wird: größer, schneller, billiger, austauschbarer – zum Vorteil von Plantagen und den dort beschäftigten Arbeitern, denen bessere Arbeitsbedingungen ermöglicht werden, jedoch ist dies zum Nachteil von den mit Plantagen konkurrierenden Kleinbauernfamilien und deren Streben nach einem eigenen Stück Land und größerer Selbständigkeit.

Für uns ist klar: Wir werden auch zukünftig den Kleinbauernfamilien und Kleinproduzenten als Partner zur Seite stehen. Dabei sollte unser oberstes Ziel sein, neuen Generationen bessere Bildungschancen zu ermöglichen. (ich weise hier auf den Sponsorenlauf am 27.9.08 für die christliche Grundschule in Saponé/Burkina Faso hin) Über die reine Zahlung von höheren Erzeugerpreisen an die Produzenten hinaus müssen  diese insbesondere bei ihren stetigen Professionalisierungsbemühungen unterstützt werden. Es gilt: noch mehr einzigartige, hoch qualifizierte Produkte anzubieten. Das wird auch zukünftig unsere tägliche Aufgabe sein. Eine Aufgabe, die wir gern annehmen, zum Wohle zigtausender Freunde unseres Fairen Handels weltweit                               

Rüdiger Jankowski

 

 

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