TIKATO will den Staudamm retten - Wer hilft mit?
Der Secondhand-Laden am Dom half sofort mit einer Spendenumwidmung. Gemeinden stellten Verfügungsmittel zusätzlich zu Kollekten frei. Knapp 40 Gemeinden rufen bis heute immer wieder zu Kollekten auf. Auch kirchenkreisübergreifend haben die „hessischen“ Naunheimer und die Hermannsteiner aufgerufen und gespendet. Es kam Geld von Privatpersonen auch aus Stuttgart, München, Göttingen und aus dem Rheinland. In acht Wochen wurde eine noch nie da gewesene Summe von knapp 40.000 Euro gesammelt. Die Stadt Wetzlar ging mit 5000 Euro voran. Gottesdienste der beiden Kreissynoden kamen auf 900 Euro. 16.500 Euro wurden zur ersten Reparatur (wir berichteten) und für Ersatz verloren gegangener lebensnotwendiger Güter nach Burkina gesandt und bereits entsprechend verwendet. “Die Menschen vom Staudamm fühlen sich somit nicht allein gelassen und danken ausdrücklich den vielen Spendern in Eurer Region und dem Arbeitskreis TIKATO als Initiativgruppe“, mit diesen Worten spricht Etienne Bazié vielen Burkinabé aus dem Herzen.
Hilfe von „Brot für die Welt“ bisher versagt
Leider reichen die auf dem Spendenkonto noch „geparkten“ 23.500 Euro keinesfalls zur weiteren Reparatur des Wasserrückhaltebeckens aus. Der Geologe Wilhelm Wilmers und Heidi J. Stiewink führten in Stuttgart ein Gespräch mit Experten bei der Hilfsorganisation Brot für die Welt. Sie wollten eine Mitfinanzierung der zum Überleben der Bevölkerung notwendigen Damm-Reparatur erreichen. Die beläuft sich auf mindestens 60.000 Euro. Aber bisher machte man bei „Brot“ den beiden TIKATO- Mitgliedern keine Hoffnung. Für 2009 und 2010 sei das Projekt-Budget bereits vergeben, war die Antwort auf die Bitte um Mitfinanzierung. Und ein Geologe von „Brot“ hat sich ziemlich skeptisch geäußert.
Damit aber will sich das TIKATO-Leitungsteam keinesfalls zufrieden geben. Sie fragen um Hilfe im Ökumenedezernat bei der Evangelischen Kirche im Rheinland an. In engem Kontakt stehen sie zu Etienne Bazié, dem Direktor des kirchlichen Partners bei ODE in der Hauptstadt. Beim gestrigen Telefonat mit der Vorsitzenden Heidi J. Stiewink betonte der Pfarrer aus dem zweitärmsten Land der Welt: “Wir wissen, dass unser Staat 2010 leider nichts für den Staudamm geben kann. Wir wollen aber nicht, dass die Bevölkerung dort ihrem Schicksal überlassen wird. Das wäre ja so, als wenn sie an der Zerstörung des Dammes schuld wären!“
Sponsor steht in den Startlöchern
TIKATO-Mitglied Wilhelm Wilmers hat als Geologe inzwischen einen Geokunststoffhersteller gefunden, der die erforderlichen Erosionsschutz- und Filtermatten spenden und auch die erforderlichen Transportkosten zu tragen will. Man ist im Gespräch mit dem Direktor der staatlichen Talsperrenkommision in Burkina, denn die TIKATO- Gruppe will eine gute und starke Lösung für den Staudamm. Aber auch dieser Experte prüft verschiedene Lösungen. Die Zeit aber eilt bis zum Beginn der Regenzeit im Juni 2010.
Spenden fließen in die Hauptstadt
Bisher kommen große Hilfsmaßnahmen fast ausschließlich den Opfern der wenig später eingetretenen Flutkatastrophe in der Hauptstadt Ouagadougou (Wagadugu) zugute. Im Lande selber stehen die Menschen für die Betroffenen eng zusammen. Zu den vielen gespendeten, erforderlichen Millionen aus der Europäischen Gemeinschaft (eine Million alleine aus Deutschland) haben burkinische Regierungsbeamte auf Teile ihres Gehalts verzichtet. Auch die Mitarbeitenden beim Deutschen Entwicklungsdienst in Burkina (DED) spendeten vor allem für das Projekt „Delwende“(Heimat der aus Dörfern verjagten alten Frauen). Sie hatten durch die Naturkatastrophe in Ouagadougou alles verloren, bis auf das, was sie am Leibe trugen. In 2007 hatte eine TIKATO- Reisegruppe diese Frauen besucht.
Das Ministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit wird der Bitte um Hilfe seitens der TIKATO -Gruppe für den Staudamm aber ebenfalls nicht nachgehen: Auf die Anfrage von TIKATO, was es im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit für Burkina getan habe, schrieb Heidemarie Wieczorek-Zeul im September: “Die große Spendenbereitschaft für den Staudamm, auf die Ihre Initiative gestoßen ist, freut mich sehr. Es ist ein weiteres Zeichen ermutigender Solidarität.“
Die Ein- Millionen-Solidarität aus Berlin ging in die burkinische Hauptstadt: “Wir haben erkannt, dass unsere Hilfe für das größte Krankenhaus „Yalgado Ouédraogo“ am sinnvollsten und effizientesten ist“, schrieb die damalige Ministerin. Das trifft auf die Millionenstadt mit ihren großen Gesundheitsproblemen und für die Gesamtbevölkerung sicher auch zu. Der Staudamm in der dürregefährdeten ländlichen Region von Pissila/Tikato hätte vom Ministerium nur etwa 40.000 Euro gebraucht….
Neuer Spendenaufruf dringend erforderlich
Der Gemüseanbau am Staudamm ist die Haupteinnahmequelle in Pissila/Tikato mit seinen fünf Dörfern. Nichts zu tun, um weiter zu helfen, käme einer Hilfe-Verweigerung für die Opfer einer Naturkatastrophe gleich. Deshalb, um vor der neuen Regenzeit im kommenden Jahr ab Juni den Damm fachgerecht und nachhaltig zu reparieren und damit zu retten, wird erneut zu Spenden aufgerufen unter der Kontonummer 10030906 (evangelisches Rentamt) bei der Sparkasse Wetzlar, BLZ 51550035, Stichwort „Tikato- Staudamm-Katastrophe“. Um eine Adressenangabe wird gebeten, damit TIKATO die Spendenbescheinigung zusenden und über das weitere Ergebnis informieren kann. Der Ak TIKATO bittet auch Industrie, Wirtschaft und Handel in Wetzlar und der Lahn-Dill-Region herzlich darum, Solidarität mit den Menschen in Burkina Faso zu zeigen. Jede kleine Spende hilft und macht mit anderen zusammen eine große.
Er ist ein Synonym für praktische Entwicklungshilfe und gelebte Nächstenliebe: Der Mitte der 70er Jahre gebaute Staudamm von Tikato/Pissila im trockenen Norden von Burkina Faso. Ein Drittel zahlte damals TIKATO Wetzlar/Braunfels, zwei Drittel Brot für die Welt aus Stuttgart und der Kirchliche Entwicklungsdienst (KED) in Bonn.
Und als am 31. Juli dieses Jahres der Extremregen von 140 Liter pro Quadratmeter eine Bresche in den Damm schlug und sich das Wasser über Tiere, Häuser, Felder und Menschen in fünf Dörfern ergoss, da wurde auch hier bei uns die Bevölkerung von großem Mitleiden erfasst. Die Menschen in der Lahn-Dill-Region ließen es aber nicht bei Emotionen bewenden. Sie spendeten. Und nicht nur Almosen.
40.000 Euro in acht Wochen
Sie gaben Summen von zehn bis über 2000.- Euro. Manche spendeten mehrmals. Sie ließen sich Aktionen einfallen, um Geld zu sammeln. So staubsaugten Jugendliche der Kirchengemeinde Wißmar in ihrer Freizeit solange Autos, bis sie 500 Euro zusammen hatten. Basare wie in Krofdorf - Gleiberg kommen dem Staudamm zugute. Der Aßlarer evangelische Kindergarten „Regenbogen“ stellte den Erlös seines Herbstmarktes spontan zur Verfügung. Mitarbeitende und Eltern hatten dafür gearbeitet.
Etienne Bazié, Direktor von ODE am Staudamm vor der Flutkatastrophe im Januar 2009
Version 1.00
Evangelischer Kirchenkreis Braunfels - Arbeitskreis Brot für die Welt - TIKATO - Fon: 06446/595 - Email: info@tikato-burkina-faso.de