Wirtschaftskrise hat fatale Folgen für Burkina Faso
Hoffnung durch heimische Projektfinanzierung für die arme Bevölkerung

Im Hof einer hochqualifizierten ehemaligen Projektmanagerin und noch amtierenden Pädagogin in der Hauptstadt Ouagadougou kauert die Freundin auf dem Holzhocker und müht sich ab. Auf dem traditionellen Drei- Steine- Ofen brodelt das Wasser, der Gasherd bleibt aus Kostengründen geschlossen; noch ist Holzkohle etwas billiger. Gestern war das Wasser noch abgestellt, auch der Strom fiel wieder aus. In einem Mörser stampft die knapp 60 Jährige Salz, fügt blaue Farbe hinzu und rührt das Wasser ein. “Das ergibt Seifenlauge, reicht für Haus, Hof und Wäsche für ein halbes Jahr und kostet umgerechnet sieben Euro“, sagt sie tapfer, aber doch klingt Resignation heraus. Die Wirtschaftskrise hat hier einen Namen: “La vie chère“, das teure Leben wird es genannt. „Die Finanzkrise, die die reiche Welt beutelt, wird hierher zudem erst noch kommen“ befürchten die Experten.

Andere Reinigungsmittel sind nicht mehr bezahlbar. Seife und Öl sind bis zu 80 Prozent im Preis in sechs Monaten angestiegen. Benzin kostet soviel wie in Deutschland.Ein Lehrer verdient nicht mehr als 200 bis 350 Euro. Viele Menschen- auch in der Stadt- können nur noch jeden zweiten Tag essen. Die Zahl derer, die im Abfall nach Essbarem suchen, vermehrt sich täglich. Der 50 Kilo -Sack Reis, der zum Staudamm ins Dorf Pissila- Tikato zum 84 jährigen Pfarrer Davis Ouedraogo soll, kostet nicht mehr 12.000 cfa, sondern 20.000, das sind etwa 30 Euro, je nach Tagesdollarkurs. Chinesischer Reis ist billiger als der nahrhafte einheimische Bioreis. Aber der Pfarrer braucht das Getreide dringend für seine Großfamilie und sehr arme Gemeindeglieder zum Verteilen.


Da sind die über den AK Brot für die Welt -TIKATO eingegangenen vielen Spenden und Kollekten aus Gemeinden, Gruppen und von Einzelnen aus den Kirchenkreisen Braunfels und Wetzlar ein großes Hoffnungszeichen für Hunderte von Menschen. Am Staudamm steht schon der Rohbau für das TIKATO- Ausbildungszentrum zur Alphabetisierung, Gesundheitserziehung und zur Trocknung der vielen Tomaten und anderen Gemüsearten. Frauen tragen aus dem Staudamm Wasser auf dem Kopf in 20-Litern-Kanistern herbei. Männer haben auf Eselskarren den Sand für die Steine her geschafft. Der Koordinator („Animateur“) sorgt für Abstimmung zwischen dem Baumeister und ODE (kirchlicher Partner in der Entwicklungshilfe mit TIKATO) und für die Sensibilisierung der Bevölkerung. „Neben der Feldarbeit darf der Bau hier keinesfalls vernachlässigt werden, sagt er. „Wir wollen nächsten Monat auch den Bau für die Kinderbetreuung und –vorschulerziehung angliedern und im April spätestens eröffnen.“ In den sechs Dörfern um den Staudamm hat die Gesundheitserziehung bereits begonnen und 50 Latrinen werden gebaut, mit Hilfe natürlich der Bevölkerung. Das ist der stets erforderliche Anteil bei den Projekten.

Wie dem wieder etwas desolaten Zustand der Steine an der Staumauer beizukommen ist, wird der Geologe Wilhelm Wilmers aus Wetzlar im Dezember dieses Jahres mit der TIKATO- Reisegruppe neu überlegen.

Das ebenfalls aus der Region Wetzlar zur Hälfte finanzierte TIKATO- Projekt Ausbildungszentrum von Mangos und Gemüse „Eben Ebzer“ von CEAS (Ökologisches Zentrum Albert Schweitzer) im Dorf Tilnendalgné  ist ein Vorzeigeprojekt und entspricht absolut der EU-Norm. Hygiene wird groß geschrieben. Menschen finden Arbeitsplätze und die Region einen Wirtschaftsfaktor, von dem die Bevölkerung wirklich profitiert. Mit Elan wollen die acht Frauen und zwei Männer die Arbeit vom Oktober weiterführen .Doch momentan fehlt es an Geld zum Einkauf von Gemüse und Mangos aus dem Süden, wo die Qualität und Quantität dem erforderlichen Niveau entsprechen. Das Material für zwei weitere Trockenschränke liegt bereit; das Geld zum Bau hierzu fehlt. 150 Kilo pro Schrank werden hier getrocknet und kommen zum Export auch nach Europa und in die heimische Region.

Große Freude herrschte über die von Ilse Michalak (Niederbiel) und Volker Schmitt (Nauborn) an Michael Yanogo von CEAS übermittelten gesamt 450 Euro. Der Partner konnte dafür für etwa 240 Menschen Getreide zu jetzt günstigerem Preis als im Juni kaufen. “Wenn dann in der Regenzeit der Hunger in den Buschregionen beginnt, geben wir es zu sozial-verträglichen Preisen an diese Menschen ab“, kalkuliert er. Die über 500 Euro zusammengetragene Kollekte aus den Gemeinden der Kirchenkreise zur Aidsaufklärung und –begleitung wird von einer gut geführten Organisation dankbar entgegengenommen. “Drei Goldminen wurden hier erschlossen“ sagt die Präsidentin.“ Dadurch ist die Aidsrate um mehr als zwei Prozent angestiegen. Mit dem Geld können wir in weitere Dörfer gehen und die Frauen und Männer aufklären und schützen“, freut sie sich.

Kontraste
Als im Oktober des letzten Jahres in großen Städten die Menschen verzweifelt demonstrierten und auch nicht gewaltfrei revoltierten, ist jetzt ein wenig Ruhe eingekehrt. Aber Unzufriedenheit und Angst vor der Zukunft aufgrund der drastischen Verteuerung macht sich breit. Gerade jetzt, wo immer mehr Menschen arbeitslos werden, wo die Korruption im Lande zunimmt, die Reichen immer reicher werden, Hochhäuser wie Pilze in der Hauptstadt aus dem Boden schießen, ein  Burkinabé eine riesige Brauanlage für deutsches Bier mit einem deutschen Partner baut und sogar in der Hauptstadt Autobahnabschnitte gebaut werden, ist der Blick auf die 90 Prozent der armen Landbevölkerung zu richten. Denen kommen zur Existenzsicherung und Option für die Jugend die Spenden zugute. Nahegehend ist der Dank, den ein traditioneller Dorfchef und ein kleiner Junge mit nahezu gleichen Worten ausdrücken: “Was würden wir hier ohne euch tun? Sagt allen Spendern unseren unendlichen Dank“.

Weitere Informationen unter www.tikato-burkina-faso.de oder 06446 595

 

 

 

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