Brief von Wilhelm Wilmers aus Afrika
Ihr Lieben,Ouagadougou, 16.1.10
es ist 6,40 am Morgen, ich sitze im Wartesaal des Flughafens und warte auf meinen Flug nach Niamey: die nächste Etappe mit einer Reise durch die südliche Tenere liegt vor mir, der Aufenthalt in Burkina Faso seit dem 28.12.09 ist damit zuende. Am Abend des 13.1. habe ich als Teil der Delegation des ODE (Office der Developement des Eglises evangeliques) die TIKATO-Reisegruppe verabschiedet – das geht hier unproblematisch, ohne den Pass vorzuzeigen bis zur Sicherheitskontrolle: „er gehört zu uns“ genügt. Toro Drabo war mit seiner Frau Lala auch da und lässt alle, die ihn kennen, herzlich grüßen
Am Montag, 14.1. bin ich dann nochmals nach Pissila gefahren, habe den alten Pasteur David Ouedraogo begrüßt, ihm sowie der Prefektin (Madame le Prefect), dem Maire und dem Chef von Touroum und dem Koordinator je ein Exemplar der Studie über den Damm überreicht und dann in Ruhe den Damm von Norden nach Süden gründlich studiert. Mit dem GPS-Gerät konnte ich die Punkte nach Koordinaten einmessen – schon toll, was diese kleinen Geräte können – genauer als die Schrittmessung, die ich zur Sicherheit auch gemacht habe. Der Damm, bei näherer Betrachtung, hat drei Durchbrüche und ein tiefes Loch, die teilweise bis 2 m unter die Talsohle vom strömenden Wasser ausgespült worden sind. Die tiefste Bresche schließt an die linke Seite des Überlaufbauwerks an und hat eine Länge von über 30 m. Hier ist die Masse des Wassers abgeflossen und hat ein tiefes Bett gegraben. Die Gewalt der Strömung hat Blöcke von ½ Kubikmeter mitgerissen. Diese Bresche und ein tiefes Loch auf der anderen Seite des Überlaufs wurde mit Sandsäcken geschlossen. Damit hätte wenigstens etwas Regenwasser gespeichert werden können – leider hat es nach der Fertigstellung nicht mehr geregnet. So gibt es zwei große Lachen, auf die der Restsee, der tiefer als die Talsohle reicht, geschrumpft ist. Genug für die vielen Rinder, Ziegen und Schafe, die von den Peulh-Hirten hergetrieben werden. Gartenbau beschränkt sich auf eine kleine umzäunte Fläche auf der Nordseite – der am 29.12. noch zu sehende zweite Garten ist inzwischen vertrocknet. Zwei etwas größere Gärten liegen auf der Südseite, sicher weniger als 5% der sonst kultivierten Fläche.
Der Damm hat nicht nur die genannten Breschen erlitten, sondern über einen großen Abschnitt ist die Krone bis auf Höhe der Überlaufs abgetragen und hier wie auf sicher ¾ der Länge ist die talseitige Böschung durch das überlaufende Wasser sehr stark zurückerodiert. Das sind die Bereiche, die bei dem nächsten Regen massiv gefährdet sind, insbesondere, wenn das Wasser wieder über die reduzierte Krone hinwegströmt.
Am 15.1. habe ich dann die GPS-Messung und meine Notizen mit dem kleinen Notebook ausgewertet und am Abend in einem Termin mit M Nombré besprochen. Wir sind uns einig, dass versucht werden soll, mit den Wetzlarer Spendenmitteln die Breschen und den Dammbereich, der auf Überlaufhöhe angetragen ist, zu sichern. Sichern heißt in diesem Fall, den Damm auf seinen vollen Querschnitt endgültig so herzustellen, dass er gegen Erosionen, auch bei einem Überströmen sicher ist. Da hoffe ich auf die Geotextilien, die Herr Nombre auch für sinnvoll hält. Als nächster Schritt ist eine topographische Aufnahme der für die Reparatur vorgesehenen Abschnitte erforderlich, damit die Kubatur ermittelt werden kann und ein Plan erstellt werden kann. Den Auftrag dafür muss ODE geben, wofür sie Geld von uns brauchen. Der Geodät braucht dafür eine Aufgabenbeschreibung, die eine Spezialist des „Comite des Barrages“ erstellen muss, z.B. M. Nombre oder ein Mitarbeiter. Dann kommt die Ausschreibung und der Auftrag und der Bau, der bis Mitte Mai fertig sein muss, einschließlich des Erosionsschutzes. Für die Phase der Abdeckung mit Geotextilien sollte es sinnvoll sein, wenn ich wieder hinfahre, weil damit keine Erfahrung besteht. Aber das ist Zukunft – Auf dem Rückflug werde ich für wenige Stunden in Ouaga unterbrechen und nochmals mit Pasteur Etienne Bazie, dem Directeur des ODE darüber sprechen.
Für mich kommt gleich der Aufruf zum Einsteigen in den Flug mit Air Burkina nach Niamey. Ich habe einen Fensterplatz und hoffe auf eine gute Sicht.
Nach 40 minuten Flug gut in Niamey gelandet. Der Flug war ruhig, klare Sicht über die schon bei ougou trockene Landschaft, die nach Norden immer dürrer wird. In Burkina mehrere Rückhaltebecken mit Gärten, leider auch einzelne trocken. Jetzt bin ich bei Freunden – Buzu ist einigen bekannt – er lässt grüßen. Eben habe ich Hammelfleisch, am Feuer gegrillt und in Piment Haussa getaucht gegessen – wunderbar saftig nach den trockenen Hühnchen in Burkina.
Dann noch etwas Tuaregtee und gleich gehe ich mit Aboubakar los und suche ein Cyber.
Gestern war ich mit M Sougri im Cyber, um den Klinikbericht an Katharina abzuschicken: der Übeltäter war Escherichia coli das klassische Untier für einen handfesten Durchfall mit allem, was dazugehört – schön, dass sie es so gut überstanden hat und hoffentlich kommt nichts mehr nach. Der Doktor wird den Bericht studieren müssen – hoffentlich kann er genügend französisch.
So jetzt gehen wir los. Es ist übrigens angenehm heiß mit sicher gegen 40 °C , also eine leichte Steigerung gegenüber den 36 °C in Ouaga, aber trocken – nicht neidisch sein, Ihr habt dafür den klassischen deutschen Schnee, der ja imnzwischen auch eine Besonderheit ist.Also genießt den Winter!
Herzliche Grüße von Wilhelm
Version 1.00
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