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Reparatur des Staudamms von Tikato-Solomnore,
Departement Pissila in Burkina Faso vom 4. – 31.Mai 2010

 

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Von Wilhelm Wilmers

In den Jahren 1976/77 wurde mit Mitteln von Brot für die Welt und dem Kirchlichen Entwicklungsdienst KED bei den Dörfern Tikato und Solomnore ein Damm gebaut, um das Regenwasser eines Trockentals aufzustauen und den Menschen für ihren Eigenbedarf sowie für den Gartenbau zur Verfügung zu stellen. Ein Drittel der Bausumme wurde damals in unseren Kirchenkreisen gesammelt und da es das erste große Projekt war, hat unsere Gruppe sich den Namen "Brot für die Welt-TIKATO" gegeben. Das Gebiet liegt im trockenen Sahel, der geprägt ist von einer fünfmonatigen Regenzeit, in der die heimischen Getreide angebaut werden und einer siebenmonatigen Trockenzeit, in der die jungen Männer in die Städte oder Nachbarländer, in der meist trügerischen Hoffnung auf Arbeit, ziehen. Das Wasser des Rückhaltebeckens gibt ihnen die Möglichkeit, in der Trockenzeit durch den Anbau von Gemüse die eigene Versorgung zu verbessern und vor allem durch den Verkauf der Produkte Geld zu verdienen, das auch dringend gebraucht wird. Eine 2007 erstellte Untersuchung stellte fest, dass bis zu 800 Gärten angelegt wurden, 5000 Menschen davon leben und dass es keine Landflucht gibt, ein Beweis für die Bedeutung.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung war die Feststellung massiver Schäden, durch die der Bestand gefährdet war. Im Mai 2007, also Ende der Regenzeit und zu erwartender Tiefstand des Sees, fuhr ein TIKATO-Mitglied hin und leitete die Dörfler bei der Beseitigung der Schäden an. Sandsäcke, gespendet von der Firma Naue, wurden an den besonders kritischen Stellen eingebaut. Bei der Zerstörung am 31.7.09 haben diese Bereiche am Besten Stand gehalten.

Am 31. Juli 2009 ist der in den Jahren 1976/77 gebaute Staudamm gebrochen. Eine Flutwelle, ausgelöst von einem Extremregen von 140 l/m² in 12 Stunden, hatte den Damm auf volle Länge überflutet und dabei eine Bresche von 30 m Länge geschaffen, durch die das bereits gespeicherte Wasser auslief. Außer dieser Bresche gab es noch weitere massive Schäden. Der Versuch der Dörfler, die Bresche durch lehmgefüllte Säcke so weit zu schließen, dass wenigstens noch eine kleine Menge gespeichert werden könnte, ist gescheitert, weil es nach Ende dieser Arbeiten nicht mehr geregnet hat.

Der "Arbeitskreis Brot für die Welt-TIKATO" hatte sofort begonnen Geld zu sammeln, einerseits um die Not der Menschen, die durch den Katastrophenregen Haus, Hof und alle Vorräte verloren hatten, zu lindern, andererseits um die Mittel für eine Wiederherstellung des Dammes zu schaffen. Versuche, große Geldgeberorganisationen dafür zu gewinnen, scheiterten, weil dieses Anliegen in keine Schublade passte. Wir wollten aber unsere Freunde in den Dörfern um den Stausee, nicht alleine lassen und haben durch Öffentlichkeitsarbeit und eine Fülle von Aktionen Geld zusammengetragen. Gleichzeitig haben wir durch Korrespondenz mit der in Burkina Faso zuständigen Organisation ODE (Projektbüro der evangelischen Kirchen) Möglichkeiten der Reparatur diskutiert. Bei dem Besuch einer kleinen Reisegruppe im Januar 2010 wurde das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Zu dieser Zeit müsste der Stausee noch mindestens zur Hälfte gefüllt und um ihn herum 800 Gärten angelegt sein. Zu sehen war nur eine spärliche Restlache und 5 kleine Gärten.

Während dieses Besuches wurde mit dem Leiter des ODE und einem burkinischen Talsperrenfachmann beraten, welche Möglichkeiten es geben könnte, mit unseren Mitteln, damals immerhin 40'000 Euro, den Damm wieder funktionsfähig zu machen und folgende Lösung gefunden: Mit den vorhandenen Mitteln sollten von einer Baufirma die insgesamt vier gravierenden Breschen im Damm geschlossen werden und zwar in einer Technologie entsprechend dem heutigen Stand, d.h. als endgültige Lösung. Für den Erosionsschutz wurde von unserer Seite der Einsatz von Geotextilien vorgeschlagen, weil es mit dieser Bauweise in Deutschland gute Erfahrungen gibt und das Angebot eines deutschen Herstellers vorlag, die erforderlichen Matten zu spenden. Unser Mitglied, Dipl.-Geol. Dr. Wilhelm Wilmers (WW) erklärte sich bereit, hinzufliegen, um den fachgerechten Einbau anzuleiten. Als Termin für die Arbeiten war klar, dass diese spätestens Ende Mai abgeschlossen sein müssten, um nicht von der dann einsetzenden Regenzeit überrascht zu werden.

Vorher musste eine topographische Aufnahme der Schäden erfolgen, daraus von dem Talsperrenbüro die Bauplanung mit einer Massenermittlung erstellt, mit dieser eine Preisanfrage bei Firmen durchgeführt und dann der günstigste Bewerber ausgewählt werden.

In der 17. KW wurde vom AK BfdW-TIKATO die inzwischen erreichte Summe von 60000 € überweisen.

Am 28.4. ist WW nach Burkina Faso geflogen und am 29.4. fand das erste Gespräch mit der Firma und die vorerst mündliche Auftragsvergabe statt, die wenige Tage später durch den schriftlichen Vertrag bestätigt worden ist. Ab dem 4.5. befand sich WW bis zum 27.5., nur mit wenigen Unterbrechungen, vor Ort. Die Baufirma begann am 5.5. mit dem Antransport der Geräte und am 7.5. mit den Bauarbeiten.

Die Dörfler hatten verschiedene Vorarbeiten erledigt: am 4.5. wurde von ca. 200 Männern eine große Anzahl von Lateritsteinen gebrochen, die später von der Firma mit dem LKW geholt werden sollten (15 km Entfernung). Am 6.5. und 7.5. wurden die am Damm vorhandenen Steine von den Böschungsteilen, die zu erneuern waren, abgelesen und für die Wiederverwendung zusammengetragen. Die Dörfler haben auch im weiteren Verlauf Handlangerdienste geleistet, vor allem bei den abschließenden Sicherungsarbeiten.

Die Baufirma hat zunächst die geschädigten Bereiche auf ein einheitliches Niveau abgetragen und unter dem Damm den Graben für einen Sporn zur Verhinderung von Unterläufigkeit hergestellt. Dann erfolgte der Aufbau mit einem Tonboden, der aus der Grube entnommen worden ist, aus der auch der Boden für den Ursprungsdamm gewonnen worden war. Es handelt sich um einen mittel- bis ausgeprägt plastischen Ton. Der Wassergehalt lag etwa im Bereich der Ausrollgrenze, also in der Nähe des optimalen Wassergehalts für die Verdichtung. Für Einbau und Verdichtung stand eine selbstfahrende Schaffußwalze zur Verfügung, die mit einem Schubschild ausgestattet, auch die Verteilung des von den 2 LKW angefahrenen Bodens vornahm. Die Schichtdicke verdichtet lag zwischen 25 cm und 30 cm. Schürfe in der späteren Böschung zeigten, dass die Schichten in voller Dicke verdichtet waren. Neben der Betonwand wurde mit einer kleinen Vibrowalze verdichtet.

Wie auch bei uns üblich, wurde die Schüttung breiter als der Damm ausgeführt, damit auch der spätere Böschungsbereich von der Walze befahren und verdichtet wurde. Der so entstandene Überstand musste abschließend vom Bagger wieder abgetragen werden, wodurch eine einheitlich ebene Böschung entstand. Sie wurde nur noch geringfügig stellenweise von Hand nachbearbeitet. Von Hand musste aber am Böschungsfuß ein Graben erstellt werden, der das Fundament für den Böschungsverbau mit der Steinschüttung darstellte. Auch jeweils beim Anstoßen des Dammes an die Betonwangen des Überlaufbauwerks mussten Gräben hergestellt werden, um hier die Geotextilmatten sicher anzuschließen. Diese Arbeiten führten Dörfler durch.

Nun konnten die Geotextilien eingebaut werden. Die Firma Naue hat den Wasserbauvliesstoff Terrafix 609 zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um einen Vliesstoff aus gemischten Kurzfasern aus Polypropylen und Polyester mit einer Dicke von ca. 5 mm und einer Masse pro Flächeneinheit von 640 g/m² in einer Bahnbreite von 5,80 m und jeweils einer Länge von 50 m auf einer Rolle. Die Bahnen wurden quer zur Dammachse über beide Böschungen und die Krone hinweg verlegt. Dabei wurden sie auf der Wasserseite sicher in den Fußgraben eingebunden. Dabei wurde folgendermaßen vorgegangen: Die abgewickelte Länge wurde mit einem Bandmaß gemessen und die Bahn entsprechend abgeschnitten. Dann wurde auf der Bahn markiert wo die Kronenkante liegen würde und ferner ein Markierung im Abstand von 30 cm vom Rand angebracht für die späteren Überlappung der folgenden Bahn. Die so vorbereitete Bahn wurden von beiden Seiten her bis zu der Kronenmarkierung aufgerollt und dann auf der Dammkrone zur Einbaustelle getragen, entsprechend der Markierung ausgerichtet und zuerst wasserseitig abgerollt und nach Korrektur der Lage auch auf der Luftseite. So konnten die Bahnen relativ schnell und ordentlich verlegt werden. Diese Arbeiten wurden unter Aufsicht der Baustellenleitung von den Jungen des Dorfes ausgeführt.

Die Geotextilien müssen wirksam abgedeckt werden, sowohl gegen die Sonne, als auch gegen Wind und gegen Vandalismus. Sie wurden überdeckt durch den üblichen Deckwerksbau aus Steinen, die in einem Bett aus einem Lateritlehm verlegt werden. Auf der Wasserseite wurden diese Arbeiten von zwei Mannschaften der Baufirma vorgenommen, wobei Dörfler mitarbeiteten, einerseits damit sie diese Arbeiten lernen, andererseits damit die Sicherung schneller vonstatten geht, weil mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit eines Regens, der das Becken füllen könnte, wuchs – und damit wären weitere Arbeiten an den Dammböschungen unmöglich geworden. Außerdem war es Aufgabe der Dörfler, die Krone und die luftseitige Böschung anschließend in gleicher Weise zu sichern.

Am 29.5. fuhr WW, kurz vor seinem Abflug nach Deutschland, nochmals zu Baustelle: die beiden großen Dammböschungen waren wasserseitig zu ca. 60% mit Steinlagen gesichert und es war abzusehen, dass nach weiteren 2 bis 3 Tagen die Sicherung abgeschlossen werden konnte. Damit ist der Damm wieder funktionsfähig, d.h. er kann wieder Wasser aufstauen. Nicht vergessen darf man aber, dass dadurch nur die von der Flut 2009 zerstörten Dammbereiche gesichert sind, aber der übrige Damm noch in weiten Bereichen stark geschädigt ist und auf Dauer verstärkt werden muss. Diese Arbeiten können aber die Dörfler selbst in die Hand nehmen.

 


Gärten im November 2002


Reparatur Mai 2007 mit Sandsäcken bzw. aufgeklappten Säcken als Filter- und Trennschicht


Die Bresche am 01.05.2009


Schäden auf der Dammrückseite (aufgenommen Januar 2010)


Blick über einen Garten und die Restlache


Blick über den ausgetrockneten See, die Tiere bekommen Wasser aus Brunnen
Frisch gebrochene


Frisch gebrochene Lateritsteine


Sammeln von Steinen


Überblick vor der Sanierung (wasserseitig)


CAT- Schaffußwalze


Bagger stellt die Böschung her


Die Geotextilrollen kommen am 11.5. an


Geotextiltransport


Geotextilrolle auf der Dammkrone, fertig zum Ausrichten, links unten der Fußgraben


Geotextil: Einbindung in den Fußgraben


Randgraben am Bauwerk mit Lateritlehm gefüllt


Frauen helfen beim Deckwerksbau


Deckwerk fast fertig


Wasserseitige Böschung

 

 

 

Version 1.00

Evangelischer Kirchenkreis Braunfels - Arbeitskreis Brot für die Welt - TIKATO - Fon: 06446/595 - Email: info@tikato-burkina-faso.de

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