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In den Jahren 1975/76 wurde mit Mitteln der Hilfsorganisationen Brot für die Welt und Kirchlicher Entwicklungsdienst ein Damm gebaut, um das sonst in der Regenzeit schnell abfließende Wasser zu speichern und für die Nutzung für bewässerten Gartenbau, aber auch für Viehtränke und zunächst auch für die Wasserversorgung der Menschen verfügbar zu halten. Der Stausee ist am Zusammenfluss dreier Täler angelegt, schließt also ein großes Einzugsgebiet ein. 200.000 DM der 640.000 DM Baukosten für den Damm waren damals unter dem Motto "ein Stausee für Tikato" in den Kirchenkreisen Braunfels und Wetzlar gesammelt worden.
In der Regenzeit 1977 war der Speicher zum erstenmal gefüllt. Zum 30 jährigen Jubiläum hat der Brot für die Welt-Arbeitskreis TIKATO in Braunfels und Wetzlar eine Untersuchung über die sozioökonomische Bedeutung dieses Schatzes veranlasst. Daraus wurde deutlich, dass 5000 Menschen direkt und indirekt von dem Damm leben und durch Gartenbau einen erheblichen Gewinn erzielen. Besonders in der Endphase der Trockenzeit zieht der Restsee große Herden der nomadisierenden Viehzüchter an, die hier ihre Tiere tränken können und immer noch etwas Futter finden.
Als Hintergrund sei erläutert, dass das Gebiet in der Sahelzone liegt, in der auch in guten Jahren gerade so viel Regen fällt, dass Hirse angebaut werden kann, eine genügsame Getreideart. Für anderen Ackerbau reicht die Feuchtigkeit nicht aus, in schlechten Jahren reicht die Ernte nicht einmal für die Versorgung der Familie. Das bedeutet auch, dass die Männer und Frauen in der Regenzeit voll beschäftigt sind mit der Feldvorbereitung, dem Säen, dem Unkrauthacken und schließlich der Ernte, in der Trockenzeit von Oktober bis Mai aber Muße für andere Aktivitäten haben. Typisch ist dann die zeitweilige Migration in Küstenländer. Die Verfügbarkeit von Wasser in der Trockenzeit ermöglicht den neuen Erwerbszweig Gemüseanbau. Entlang des Stauseeufers werden Gärten angelegt und mit Gießkannen bewässert. Weiter entfernte Flächen, auch unterhalb des Dammes, werden durch Pumpen versorgt. Die Studie ergab, dass an diesem See 1400 Gärtner arbeiten. Ca. 400 davon kommen von weiter her und sagen: "dieser Stausee ist unsere Elfenbeinküste". Die Produkte Tomaten, Kohl und heimische Gemüsesorten, werden auf den Märkten der Umgebung und bis in die Hauptstadt verkauft und teilweise von Händlern sogar aus den Nachbarländern abgeholt, was durch den Bau einer asphaltierten Straße erleichtert worden ist. Sie verbessern natürlich auch die Eigenernährung.
Bei dem relativ dünn besiedelten Landstrich ist die Bedeutung nicht zu unterschätzen. Die jungen Leute bleiben, weil sie Arbeit und Auskommen finden. Landflucht gibt es hier nicht.
Bei der Studie wurde aber auch festgestellt, dass der Damm in seinem Bestand gefährdet ist. Die Planung des Dammes durch einen jungen, unerfahrenen Ingenieur aus Europa, enthielt einige Konstruktionsfehler. Darauf wurde schon nach einem Besuch 1981 hingewiesen. Das führte zwar dazu, dass die Kritik bei weiteren Dämmen berücksichtigt wurde, aber nicht bei diesem.
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